Start der Tour bis zur Mitte Norwegen nach Brönösund
1. Tag: Sjoebakken – Nesna, 30 km – 350 hm
Nach langem Suchen meinen wir eine einigermaßen funktionierende Ausrüstung zusammen zu haben.
Wir starten am Pfingstmontag mit einem Tandem und zwei E-Bikes sowie drei Hängern. Hintern einem Anhänger ist noch ein Fahrradnachläufer für die Zwillinge. Insgesamt haben wir also sehr viel Gewicht zu bewältigen. Die ersten 2 km Schotterpiste vom Hof zur Straße sind schon eine echte Herausforderung, die Anstiege müssen wir teilweise schieben. Wir wollen die Fähre von Leland nach Nesna nehmen, eine Strecke von 5 km, für die wir eine gute dreiviertel Stunde brauchen. Am Fähranleger angekommen sehen wir, wie die Klappe der Fähre sich beim Ablegen schließt und sich tatsächlich wieder öffnet. Die Fähre bewegt sich rückwärts und legt extra für uns noch einmal an. Vielleicht hatte der Kapitän über uns im Helgeland-Blatt gelesen, wo über unsere Geschichte für das Titelblatt gereicht hat. In Nesna beschließen wir den Weg Richtung Polarzirkel zu wagen. Wir wissen das uns in gut 10 km die erste richtige Herausforderung auf uns wartet. Ein heftiger Anstieg mit 350 Höhenmetern. In der Hälfte des Berges müssen wir pausieren. Wir haben einfach zu viel zu transportieren. Gut eine Stunde überlegen wir, was sinnvoll ist. Wir wollen nicht schon an diesem Punkt aufgeben, dem Polarkreis werde wir nicht noch einmal so schnell so nahe sein, uns trennen nur zwei Etappen. Doch die Vernunft überwiegt, das wir so nicht weit kommen werden. Wir rollern nach Nesna zurück und bauen unser Zelt dort auf.
2. Tag: Nesna
Wir gehen heute noch einmal alle Gepäckstücke durch. Zu den 40 kg die wir schon vorher nach Hause senden wollten, sortieren wir weitere 40 kg aus. Uns wird bewusst, dass wir unsere Ausrüstung optimieren müssen.
3. Tag: Nesna – Polarkreises – Rodo – Nesna
Den Polarkreis überfahren wir dann doch noch, zwar nicht mit dem Fahrrad aber bei einem Ausflug mit dem Speedboot, dem gängigsten Fortbewegungsmittel im Norden Norwegens. Wir besuchen die Insel Rödö und erleben einen schönen Tag.
4. Tag Nesna – Sjoebakken, 6 km – 120 hm
Wie geplant legen wir noch einmal eine kurzen Halt in Sjoebakken ein um unsere Pakete zu versenden. Bei diesem Versuch erleben wie die Genauigkeit der Norwegischen Post. Ein Paket darf 20 kg nicht überschreiten, obwohl wir alles vorher sorgfältig gewogen haben brauchen wir zwei Anläufe ehe alle vier Pakete der Norm entsprechen, 200g zu viel können eine Menge auslösen.
5. Tag Sjoebakken – Sandnessjöen: 40 km (geplant 60 km) – 450 hm
Am Freitag geht es nun richtig los, wir können nun mit zwei Anhängern fahren und hoffen das es so besser klappt. Wir wissen, dass es nicht einfach sein wird fast durch ganz Norwegen mit dem Rad zu reisen. Wir wollen 60 km bis hinter Sandnessjoen fahren und lernen gleich einmal für den Rest der Tour dazu, immer die Akkus laden. Diese Etappe verlangt uns einiges ab. Wir folgen der ziemlich bergigen Rv 17, welche hier stark befahren ist, wo möglich nehmen wir Nebenstraßen. Doch die Last und die Anstiege kosten Akkuenergie, noch 28 km bis zum Camping und ein Akku ist alle. Wir hängen um, Sebastian fährt neben dem Tandem nun auch mein Gepäck. Wir verlassen ziemlich missmutig die Hauptstraße und müssen uns auch noch einen Berg hoch kämpfen. Über den Zaun spricht uns eine Frau an, ob wir die Familie aus Deutschland sind und lädt uns ein bei ihr im Garten zu campen. Sie hat über uns in der Zeitung gelesen. Wir nehmen gern an und erleben norwegische Gastfreundlichkeit. Mit Blick auf die sieben Schwestern, einer Bergkette, stellen wir unser Zelt auf. In der Nacht ist es sehr stürmisch, so dass wir noch einmal gründlicher Abspannen müssen.
6. Tag: Sandnesjöen – Tjotta- Forvik – Andalsväg – Horn – Brönösund, 61km – 330 hm
Mit selbstgebackenen Brot, vollen Akkus und genügend Wasser machen wir uns auf den Weg. Geplant sind zwei Fährüberfahrten. Nach gut 30 km sehr schöner Strecke erreichen wir Tjotta, die Fähre hat gerade Mittagspause. Wir nutzen die 2,5 h und laden die Akkus noch einmal voll. Die Überfahrt nach Forvik ist sehr schön, nach einer Stunde sind wir angekommen. Die Insel ist für viele nur eine Zwischenstation, die meisten wollen die nächste Fähre erreichen, wir lassen alle passieren und fahren gemächlich los. Ich mache die Erfahrung, dass manch schwierig aussehender Berg gar nicht so dramatisch ist, wenn wir ihn erst einmal angegangen sind. Wir erreichen die nächste Fähre in Andalsväg wieder viel zu früh. Die Überfahrt nach Horn dauert 20 Minuten, von dort sind es nur noch 10 km zum Camping. Obwohl es schon gegen 20:00 Uhr ist sind wir optimistisch, werden aber schnell gebremst. Der Motor vom Liegendrad steigt aus, wir haben keine andere Möglichkeit als wieder das Gepäck umzuhängen. Wir motivieren uns gegenseitig, ohne Motor und mit noch mehr Last für Sebastian wird jeder Berg zur Herausforderung.
7. Tag bis 9. Tag: Brönösund (Die Mitte Norwegens)
Die nächsten Tage sind regnerisch, wir bleiben in Brönösund und denken viel darüber nach, wie wir realistisch weiter fahren können. Uns ist klar, dass es mit der bisherigen Zusammenstellung nicht funktioniert. Der Motor des Liegendrades hat sich erholt, die Kommentare im Internet zu diesem Problem lassen nicht auf eine schnelle Lösung hoffen. Nach einigen Telefonaten mit dem Hersteller wird klar, dass wir mit dem Rad zu einem Shimano Service Center fahren müssen. Ob uns geholfen werden kann ist ungewiss. Problem ist nur, dass das nächste Center gut 200 km entfernt in Namsos liegt. Der Kauf des Zwillingsnachläufers hat sich ebenso nicht als sonderlich geschickt erwiesen. Der Nachläufer pendelt hinter dem Hänger hin und her, die Stützräder haben sich nach 100 km schon aufgelöst, gemeinsam können Evelin und Amelie diesen gar nicht nutzen, so dass immer eine im Hänger sitzt. Zu allem Überfluss macht nun auch der Reißverschluss unseres Zeltes Probleme. Wir haben nur den einen Zelteingang, ist dieser kaputt stehen wir sozusagen im Regen. Wir schauen, was es an Lösungen vor Ort geben könnte und erstehen erst mal einen neuen Nachläufer für nur ein Kind. Am Dienstag wollen wir doch noch ein weiteres Rad für Annabelle kaufen, wir brauche Optionen, falls der Motor wieder streikt. Bei unserem derzeitigem Glück, war eigentlich klar, dass genau dieses Rad am Vortag verkauft wurde und zwar kurz nachdem Sebastian sich es angeschaut hatte. Wir können es nicht fassen, die anderen noch vorhandenen Räder kann Annabelle noch nicht fahren. Um unsere Gedanken ordnen zu können, wollen wir auf den Spielplatz, war ja eigentlich klar, dass dieser gerade erst gebaut wird. Als wir los wollen, kommt der Verkäufer auf uns zu, er hat im Lager genau dieses Rad doch noch einmal gehabt, unglaublich. Wir registrieren außerdem, dass wir uns gerade in der Mitte Norwegens befinden und doch schon ein großes Stück geschafft haben. So werden unsere Hoffnungen die Tour bewältigen zu können wieder größer.
10. Tag Ausflug nach Torghatten, 40 km – 300 hm
Evelin und Amelie werden heute 6 Jahre, wir beginnen den Tag mit Kuchen und Geschenken. Anschließend machen wir einen Ausflug zum Torghatten, der berühmte Berg mit dem Loch. Die Kinder erklimmen den Berg mit großer Begeisterung. Es macht allen richtig Spass, wir genießen die Natur und schöpfen neue Motivation das die Tour nun gelingen kann. Wir denken einfach nicht mehr daran, dass zu Hause Top ausgerüstete Fahrräder stehen und wir hier nicht einmal Pannenschutzreifen haben. Annabelle kommt gut mit dem neuen Rad zurecht. Evelin und Amelie fahren mit Stolz gemeinsam mit Papa das Tandem samt Nachläufer. Alle haben einen schönen Tag und werden den Blick durch den Torghatten sicher nicht vergessen.
Küsternroute entlang der RV 17
11. Tag Brönnösund – Vennesund – Holm – Kjeleigel, 73 km (geplant 50 km) – 750 hm
Wir wollten heute bis Vennesund gut 50km entfernt fahren und folgen weiter der RV 17. Die nächste Etappe sind dann zwar nur 20 km, die hat es aber mit gut 190 hm und einer Steigung über 10% in sich. Diese wollen wir uns extra einteilen. Am Campingplatz in Brönnösund treffen wir eine Frau, die aus dieser Richtung geradelt kam. Bei einer Unterhaltung sagte sie uns, das wir nicht über den Pass müssen, da neue Tunnel gebaut wurden. Das freut uns, wir starten mit dieser Information. Alles lief sehr gut, wir waren schon am Nachmittag in Vennesund und beschließen die 20 km noch zu fahren. Zumal der Campingplatz am Fähranleger sehr windig ist. Wir setzen mit der Fähre nach Holm über. Vor unserer ersten Tunneldurchquerung mit den Rädern haben wir schon Respekt. Aber der Verkehr ist wenig und die Tunnel nicht so lang. Nachdem wir insgesamt vier Tunnel durchfahren haben standen wir trotzdem vor dem Anstieg des Passes. Es hilft alles nichts, da müssen wir drüber. Wir nehmen uns vor künftig doch mehr den Karten zu vertrauen, wie jemand diesen Anstieg vergessen kann ist uns nicht begreiflich. Wir kämpfen uns hoch und müssen die letzten Meter die Fahrräder der Kinder hochschieben, völlig entkräftet kommen wir am Camping mitten im Nirgendwo an. Der Platz ist in Ordnung, wir stehen sogar direkt am Wasser. Immer noch kopfschüttelnd über die erhaltene Information gehen wir früh zu Bett.
12. Tag: Kjeleidel – Flott, 71km – 880 hm / 13. Tag: Ruhetag
Wir entscheiden der Rv 17 weiter zu folgen und nicht der empfohlenen Radroute 1 entlang der Küste. Unsere bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, dass in Norwegen nur innerhalb der Ortschaften entsprechende Infrastruktur vorhanden ist. Wenn es passt, wird der Radweg ausgeschildert, ansonsten muss man sich selber helfen. Die Küste wird von den Norwegern dieses Jahr mehr genutzt, viele haben sich ein Wohnmobil gekauft und reisen damit nun durchs Land. Da Norwegens Grenze noch immer zu ist, sehen wir tatsächlich nur norwegische Reisende. Wir gehen davon aus, dass im Landesinnere weniger Verkehr ist. Die Rv 17 heißt für uns bis Steinkjer zwar mehr Höhenmeter aber dafür nicht so zackige Anstiege. Wir fahren los und keine 5 km später haben wir eine Reifenpanne am Nachläufer, kein Problem, wir haben einen Ersatzschlauch dabei. Doch auch dieser platzt sofort nach dem Einbau. Das Rad bekommt einen Schlauchen der eigentlich viel zu groß ist, wir hoffen das es hält. Der Nachläufer wird nicht belastet, ein Kind zieht in den Hänger zu Björn um. Alles hält bis zum nächsten gut 10 km entfernten Ort. Im Supermarkt treffen wir auf sehr hilfsbereite Menschen, der nächste Sportladen ist 70 km entfernt, jemand der gerade vor Ort ist bringt uns einen Schlauch mit. Das ganze dauert leider seine Zeit, die wir zum Akkuladen nutzen, um 17:15 Uhr können wir endlich weiter fahren. Wir haben noch 50 km und die meisten Höhenmeter vor uns. Doch alles läuft glatt, um 21:30 Uhr sind wir in Flott angekommen. Am nächsten Tag schlafen wir erst einmal alle aus und erholen uns von dem Vortag mit einer kleinen Wanderung.
14. Tag: Flott – Namsos, 60km – 480 hm / 15. Tag: Ruhetag und Shimano-Service-Center
Wir haben heute kaum Höhenmeter zu bewältigen, dafür kämpfen wir mit ziemlich viel Gegenwind, der uns auch bergab strampeln lässt. Wir kommen bereits am Nachmittag am Camping an und freuen uns über unser schönes Essen und die Erfrischung am See. Am nächsten Tag erleben wir im Shimano-Service-Center einen Reinfall, leider kann uns niemand helfen, noch nicht einmal das Lesegerät haben sie gefunden. Wir werden wohl weiter mit dem Problem leben müssen.
16. Tag: Namsos – Holmset, 32 km – 310 hm
Heute fahren wir nur eine kurze Strecke, wir müssen mit der Dichte der Campingplätze planen. Wir benutzen die alte Rv 17 und genießen eine tolle Landschaft bei der Umfahrung des neuen Tunnels. Der Camping in Sjöosen ist mal wirklich einer für reisende mit Zelt, die schönsten Plätze am Fluss sind diesen vorbehalten. Überall verteilt finden sich Hängematte. Wir lernen eine deutsche Auswanderin und ihren Mann kennen und verbringen einen schönen Abend mit interessanten Gesprächen.
17. Tag: Holmset – Steinkjer, 52 km – 580 hm
In Holm treffen wir noch einen Vater mit seinem Sohn, welche auch mit dem Fahrrad und Zelt unterwegs sind. Beide kommen vom Nordkap und fahren nach Trondheim. Als sie losfuhren, lag noch Schnee. Wir tauschen uns über die Routen aus und kommen spät los. Es erwarten uns wieder lange Anstiege, die in die Beine fahren. Wie die letzten Tage auch haben wir strahlenden Sonnenschein aber wie meistens Gegenwind.
über die Skanden nach Röros
18. Tag: Steinkjer – Levanger, 48 km – 380 hm / 19. Tag: Ruhetag
Die Tour verläuft mal wieder anders als geplant. Der erste Abschnitt durch Steinkjer ist schlecht beschildert. Für Björn im Kinderanhänger gibt es aber viel zu sehen, wir passieren den Flughafen von Trondheim. Ein schönes Gefühl, hier sind wir mit dem Zug bereits in den Norden Norwegens entlanggefahren und haben diese Strecke nun mit dem Rad wieder in Richtung Süden zurückgelegt. Die Fahrt entlang eines Sees geht überraschenderweise fast nur über Schotterstraße, mit Gepäck nicht einfach zu fahren. Wir finden aber einen sehr schönen Picknickplatz und rasten auf einem Fels direkt am See. Der Campingplatz in Levanger ist sehr voll und wir haben das erste mal doch Bedenken wegen der immer noch vorhandenen Corona-Situation. Norwegen hat sehr niedrige Fallzahlen aber auch so gut wie keine Restriktionen mehr. Die ganze Familie ist weiterhin sehr vorsichtig. Am Abend schläft Björn sehr schlecht ein, er hat wohl im Hänger genug Schlaf erhalten. Als er dann endlich schläft, stört ihn auch der Rettungshubschrauber, der keine 100 m vom Zelt entfernt landet nicht. Zum Glück war nichts passiert. Am nächsten Tag versuchen wir mehr über die nächste Route herauszubekommen. Trotz stundenlanger Planung haben wir keine Lösung gefunden ein Teilstück der vielbefahrenen E6 zu umfahren. Es gibt wohl auch keine andere, so entscheiden wir uns morgen bis nach Osen zu fahren um dann den Sonntag Morgen für die Fahrt über die E6 zu nutzen.
20. Tag: Levanger – Osen – Farm in Baos Vestre, 45 km (geplant 20 km) – 590 hm
Wir starten zu einer geplanten entspannten Tour 20 km nach Osen. Es ist sehr heiß und wir freuen uns darauf recht früh am Camping anzukommen. Der Start verläuft jedoch schon mal wenig erfreulich. Wir haben vergessen einen Akku zu laden und müssen warten, bis dieser zumindest halb voll ist. Am Camping angekommen, stellen wir fest, dass dieser geschlossen ist. Eine Straße soll gebaut werden und der Platz muss weichen. Pech für uns, alle Planung umsonst, der nächste Camping ist 30 km entfernt. Die Strecke führt über die vielbefahrene E6 und anschließend sind noch gut 400 hm zu bewältigen. Wir laden die Akkus nach und gehen die Fahrt an. Entgegen der Erwartungen kommen wir gut über die E6. An unserer Ausfahrt lassen uns die Autofahrer jedoch einfach stehen, wir müssen nach links und auch der seitlich ausgestreckte linke Arm nützt nichts, Busse und Autos überholen einfach und das in einer Baustelle. Irgendwann verschaffen wir uns doch durch wilde Gestik einfach den Weg. Nun steht noch der Berg an, wieder einmal motivieren wir uns gegenseitig. Einen Platten Reifen und streikenden Motor später gestehen wir uns ein, den Camping heute nicht zu erreichen. Den Pass haben wir zwar geschafft. Abwärts geht es jedoch gemächlich mit vielen kleinen Anstiegen, ohne Unterstützung nicht möglich. Wir fragen auf einem Hof, ob wir im Garten zelten dürfen. Kein Problem, wieder erleben wir die Gastfreundlichkeit der Norweger.
21. Tag: Baos Vestre – Hegra, 14 km – 60 hm
Wir reden lange mit unseren Gastgebern über Umweltschutz und dem eigenen Antrieb etwas zu verändern. Die 15 km nach Hegra gehen wir entspannt an, wir baden im Fluss und genießen den Resttag.
22. Tag: Hegra – Selbu, 44 km – 530 hm
Wir fahren bei bedecktem Himmel los, es ist sehr angenehm. Der erste Campingplatz wird gerade renoviert, die Küche musste einem Appartement weichen, Geschirr kann nicht gespült werden. Also wieder weiter zum nächsten, der Himmel zieht sich zu. Wir haben Glück, es regnet nicht. Es ist immer noch sehr warm und wir bekommen nicht viel Schlaf im Zelt.
23. Tag: Selbu – Tydal, 36 km – 440 hm / 24. Tag: Ruhetag
Weiter geht es über die Rv 705, immer den Berg hoch Richtung Skanden Hauptkamm. Es ist immer noch sehr heiß und entsprechend anstrengend. Dafür ist unser nächster Campingplatz sehr schön an einem Fluss mit Wasserfall gelegen. Wir entscheiden uns eine Hütte zu nehmen um mal wieder mehr Schlaf zu bekommen. Wir legen noch einen Ruhetag ein und tanken wieder Energie auf.
25. Tag: Tydal – Stugutal, 35 km – 460 hm
Wieder eine recht kurze Strecke aber mit entsprechenden Höhenmetern. Wir denken oft an unseren Versuch die Bergstrecke hinter Nesna zu bewältigen und sind uns sicher dies heute zu können. Die Sonne und die Beine brennen, wieder ziehen alle gut mit. Unser Zelt schlagen wir mit Blick auf einen imposanten Wasserfall auf, doch die Mehrheit der Familie hat keine Motivation mehr dorthin zu wandern. Vor der morgigen Tour haben wir Respekt, es geht über die Skanden.
26. Tag: Stugutal – Röros – Os über den Skanden, 78 km (geplant 64)– 600 hm
Die heutige Tour hat es in sich. Die ersten 10 km müssen wir bereits den größten Teil der Höhenmeter bewältigen. Wir kämpfen uns Meter um Meter hoch, haben aber trotzdem noch Augen für die Landschaft um uns herum. Auf 910 m passieren wir den Kamm, der teilweise noch Schneefelder aufzuweisen hat. Die Freude ist riesig, ein großes Stück ist geschafft. Wir genießen die tolle Aussicht und machen uns auf den Weg nach Röros. Kurz vorm Campingplatz hängen wir das erste mal alle Hänger ab. Wir müssen über eine Brücke und kommen mit unserem Gespann nicht durch die Verkehrssicherung. Der Camping war diese Anstrengung nicht wert, er bietet gar kein Flair und wirkt sehr schmutzig. Obwohl wir alle mehr als genug km in den Beinen haben, entscheiden wir weitere 10 km in Angriff zu nehmen und zum Platz außerhalb der Stadt zu fahren. Wir sammeln nochmal alle Kraft und radeln weiter, wie sollte es anders sein, zwei Räder ohne Unterstützung des Motors. Doch die Mühe hat sich gelohnt, der Platz ist sehr schön und wir beschließen hier zwei Tage länger zu bleiben.
27. bis 28. Tag: Ruhetage in Os
Wir fahren mit dem Rad nach Röros, diese Stadt war für unsere Planung immer ein Highlight, da wir dann die schwierigste Strecke hinter uns gebracht hatten, vor allem die meisten Höhenmetern. Röros ist mit seinen Holzhäusern wirklich sehenswert aber auch jetzt schon ziemlich voll. Wir schauen uns alles nur von außen an und fahren mit den Rädern eine schöne Waldstrecke zurück. Dabei müssen wir wieder einige Höhenmeter überwinden, erhalten dafür aber einen schönen Ausblick. Am nächsten Tag soll es regnen, wir bleiben noch einen Tag in Os.
von Röros nach Larvik
29. Tag (29. Juni): Os – Sömodalen, 68 km – 340 hm / 30. Tag (30.06.): Ruhetag mit Wanderung
Von Os geht es auf der E 28 Richtung Süden. Vor uns liegen 67 km und keine Ortschaft. Zu Beginn geht es eine ganze Weile bergauf. Wir passieren kleinere Höfe und eine sich ständig verändernde Landschaft. Manchmal überholen uns ganze Autokolonnen, dann sind wir wieder allein. Oft sehen wir schöne kleine Seen vor dem Bergpanorama, Norwegens blühende Straßenränder beeindrucken ebenso immer wieder. Wir sind mir Absicht heute erst gegen Mittag aufgebrochen, die Wolkendecke sollte dann aufbrechen. Die Prognosen stimmen, trotzdem fahren wir sehr zügig um nicht doch noch nass zu werden. Eine dunkle Wolke zieht über uns aber außer ein paar Tropfen bekommen wir nichts ab. Kurz vor dem Ziel müssen wir dann aber doch noch einmal Halt machen. Er beginnt zu regnen. Wir haben zum Schutz vor Regen ein Tarp mitgenommen, welches wir nun über die Räder ziehen und uns darunter stellen. Es funktioniert ganz gut, zumindest für kurze Zeitabschnitte. Außer Atem erreichen wir den Campingplatz und mieten uns diesmal eine Hütte. Das Zelt müssen wir trotzdem zum trocknen noch einmal herausnehmen. Wir planen einen Tag mehr ein und wandern am Vormittag zum Femundensee. Dieser ist beeindruckend. Der vom Individualismus geprägte Mensch fährt jedoch auch hier mit seinem fahrbaren Untersatz bis direkt an den See (das Parkplatzschild 100 m vorher wird ignoriert), trinkt einen Kaffee – To – Go, lässt seinen Blick per Selfie über den See schweifen und rauscht wieder ab. Nicht das erste mal denke ich, wie dekadent zumindest ein Teil unserer Gesellschaft eigentlich ist. Dabei geht es den meisten gut, aber das Streben nach mehr Individualismus lenkt doch das Tun. In Gedanken, es selbst anders machen zu wollen und der dazugehörigen Selbstreflexion wandern wir zurück und dem Regen entgegen. Wir schaffen es aber gerade noch trocken in unsere Hütte.
31. Tag (01.07.): Sömodalen – Sölenstua: 34 km – 150 hm
Die nächste Etappe gestaltet sich als nicht sehr schwierig, die Temperaturen haben sich jedoch deutlich abgekühlt. Bei 10°C und bewölktem Himmel starten wir entlang der Rv 26. In einem kleinen aber sehr schönen Dorfladen füllen wir unsere Lebensmittelvorräte auf, es werden auch viele Handarbeitsprodukte angeboten. Ich hole mir Anregungen, was auch bei uns umsetzbar wäre. Die Landschaft wandelt sich und ähnelt immer mehr der uns bekannten Schwedischen. Wir fahren entlang lichter Wälder, mir gefallen die mit Moos überzogenen Felsen immer wieder. Für die Zwillinge ist es schlicht ein Feenwald. Auch queren wir wilde Flüsse, die durch die immer noch anhaltende Schneeschmelze viel Wasser mit sich führen. Der Anblick ist fast schon alltäglich. Wir hoffen, dass diese Natur lange noch ursprünglich bleiben wird. Am frühen Nachmittag kommen wir am Camping an, wir wollen wieder eine Hütte mieten, da die Wetterprognose weiterhin Regen voraussagt. Ausgerechnet an diesem Platz sind alle Hütten die nächsten zwei Nächte ausgebucht. Eine für zwei Personen können wir dann doch noch beziehen. Wir haben im Zelt auch nicht mehr Platz zur Verfügung, nur stehen dort keine sperrigen Möbel umher. Für uns passt es aber trotzdem. Am Abend klart es auf, wir nutzen das besser werdende Wetter und erklimmen noch einen Berg. Vom Kopf einer Skipiste überblicken wir Wälder und Seen.
32. Tag (02.07.): Sölenstrua – Trysil: 56 km – 240 hm / 33. Tag (03.07.): Waschtag und Materialpflege
Wieder erwarten können wir heute doch fahren, die Regenwahrscheinlichkeit ist auf 40% gesunken. Bei bewölktem Himmel müssen wir oft wegen dem Regen halten und kommen nur kurze Strecken vorwärts. Nach 18 km versuchen wir uns eine Hütte zu mieten. Anbieter gibt es reichlich, an die angegebenen Telefonnummern geht in der Regel niemand dran. Nachdem wir viel Zeit zugebracht haben und uns in Montenegrische Verhältnisse zurückversetzt fühlen, beschließen wir doch weiter zu fahren. Erstaunlicherweise regnet es auf den restlichen 40 km nicht. Der nächste Platz hat eine große, einfache Hütte für uns. Die Kinder sind auch zufrieden, der kleine Spielplatz ist nicht von der Coronarestriktion betroffen. Scheinbar entscheidet auch in Norwegen jede Kommune für sich über die notwendigen Maßnahmen. Wir erleben verschiedene Methoden mit der Virusgefahr umzugehen. Zum ersten mal müssen wir die Fahrräder warten. Erst da wird uns so richtig bewusst, dass wir bereits 1.000 km geschafft haben.
34.Tag (04.07.): Trysil – Rena: 68 km – 360 hm / 35. und 36. Tag (05.und 06.07.): Regenruhetage
Wir haben dazugelernt und reservieren eine Hütte in Rena im Voraus. Die Tour geht die ersten Kilometer wieder mal bergauf, danach wird es entspannter. Die Entscheidung im Landesinnere an der schwedischen Grenze entlang zu fahren stellt sich als die Richtige heraus. Es ist wenig Verkehr, da die Grenzen zu Schweden immer noch geschlossen sind. Wir schaffen die 67 km innerhalb von 5 Stunden und haben noch Zeit zum Einkaufen. Der Platz ist überlaufen, wir wundern uns mal wieder wie wenig Sanitäreinrichtungen dafür vorgehalten werden. Die meisten Menschen verhalten sich umsichtig, für einige scheint Corona aber nicht zu existieren. Wir werden die Regentage hier verbringen.
37. Tag (07.07.): Rena -Elverung: 35 km – 140 hm
Der angekündigte Regen ist wieder abgesagt. Wir nutzten die Chance und fahren weiter. Unser Ziel ist nicht weit entfernt, die Strecke recht einfach zu fahren. Erfreulicherweise hält sich auch der Verkehr im Rahmen. Wir erleben oft, dass uns die Menschen aus den Gärten oder Auto heraus grüßen, auch Motorradfahrer heben meist die Hand. Es freut uns, nicht als Verkehrshindernis sondern als alternativ Reisende wahrgenommen zu werden. Die Fahrt verläuft auch diesmal nicht ganz reibungslos. Erik fuhr zu weit auf und konnte nicht mehr rechtzeitig abbremsen, als Sebastian kurz Amelies verlorenen Schuh von der Straße retten wollte. Es gab einen Schlag und Eriks Rad samt Häger lag im Graben. Erfreulicherweise ist Erik nichts passiert. Auch Rad und Hänger blieben heil. Die Wolken zogen sich nun doch zu, eine riesige schwarze Front begleitete uns. Eigentlich sollte es erst zum Abend hin regnen. Wir kamen aber trocken am Camping an und mieteten eine Hütte, um am nächsten Tag nicht Zelt und Ausrüstung nass einpacken zu müssen. Ein paar Stunden später beglückwünschten wir uns zu dieser Entscheidung, es goss seit Stunden bis in die Nacht hinein.
38. Tag (08.07.): Elverung – Filsa: 48 km – 200 hm
Irgendwie scheint es bei uns nicht ohne Hindernisse zu gehen. Die Strecke war, wie die gestrige, nicht sehr anspruchsvoll, wir passierten tolle mit Heidelbeersträuchern bedeckte Wälder. Die Blüte ist vorbei, hier und da lugten schon blaue Früchte hervor. Auch heute lag ein Fahrrad samt Hänger im Graben, auch diesmal ist nichts passiert. Wir freuten uns auf den Camping und überlegten noch, ob wir auch eine Hütte mieten. Die Frage stellte sich jedoch nicht mehr, der Platz war geschlossen. Wir kamen an einer Baustelle an, Hütten wurden neu gebaut, alles andere war nicht mehr vorhanden. Wir waren einigermaßen optionslos, der nächste Platz war zu weit weg. Auf Nachfrage konnten wir aber eine Nacht aufbauen, an den noch nicht in Betrieb genommenen Hütten Wasser holen und die Akkus laden. Nun stehen wir direkt am Wasser mit Sandstrand und Mücken.
39. Tag (09.07.): Filsa -Kongsvinger – Sanngrund: 85 km – 280 hm
Die heutige Tour wird sehr anspruchsvoll, wir müssen10 km über die stark befahrene E18 fahren. Der bewölkte Himmel begleitet uns eine Weile, ab und zu fängt es an zu regnen. Wir wägen immer wieder neu ab, ob wie anhalten und das Tarp spannen. Meist geht es ohne, einmal aber müssen wir doch schnell reagieren. Wir spannen über Räder und Postkästen an einer einsamen Auffahrt. Natürlich kommt genau in diesem Moment die Post vorbei, der Mann wirkte aber ganz entspannt. Nach der erzwungenen Regenpause, wollen wir ein auf der Straße stehendes Auto passieren, als ein Arm aus dem Fenster gestreckt wird und in Richtung Wald zeigt. Dort stehen Elche mit Kälbern gut sichtbar in einiger Entfernung. Wir freuen uns sehr, einmal eine Elchfamilie beobachten zu können. Die weitere Fahrt ging wie immer bergauf und bergab, vorbei an landwirtschaftlich genutzte Flächen. Meist wird Getreide angebaut, einmal erkennen wir auch den Anbau von Rollrasen . Es wirkt recht befremdlich auf der rechten Seite der Straße den kurzen sattgrünen Rasen zu sehen, wohingehend auf der linken der bereits abgetragene eine braune erdige Fläche hinterließ. Bei 85 km müssen wir auch diesmal die Akkus nachladen. Wie meistens tun wir das am Supermarkt, verbunden mit der Aufstockung der Lebensmittel und einem Eis. Die letzten 10 km über die E18 sind sehr anstrengend. Am Wochenende scheinen alle rund um Oslo mal raus zu wollen. Bisher hatten wir kaum Probleme mit Rücksichtslosem Fahrstil, heute fällt uns schon auf, dass dieser aggressiver ist. Auf einer Scheunenwand hat ein wohl etwas gefrusteter Bewohner mit Graffiti seinem Ärger Luft gemacht. Wir sind froh, als wir den Camping erreichen. Dieser ist klein aber extrem voll. Für eine Nacht sicher in Ordnung, wir können den Andrang gar nicht nachvollziehen. Der Platz liegt direkt an der Straße und ist ziemlich laut, hat aber ein Restaurant.
40. Tag (10.07): Sanngrund – Olberg: 82 km – 750 hm / 41. Tag (11.07): Erholungstag
Eigentlich wollten wir heute einen Ruhetag einlegen, aber der Platz ist so laut und ungemütlich, dass uns dort nichts hält. Auch wenn das heißt heute wieder 85 km fahren zu müssen. Die Strecke führt wieder an blühenden Straßenränder vorbei. Mir fällt auf, dass dies auch ein Bild aus meiner Kindheit ist. Schon lange habe ich dies in meiner Umgebung nicht mehr gesehen. Die Strecke führt uns teilweise über eine Schotterpiste. Der Anstieg ist außerdem teilweise so stark, dass wir die Räder hochschieben müssen. Einmal werden wir von einem recht kräftig wirkendem Mann dabei beobachtet, wie die Zwillinge am Hänger schiebend versuchen mir den Anstieg hoch zu helfen. Dieser ist jedoch zu steil, so dass wir nicht weiterkommen. Anstatt zu helfen, schaute er einfach zu, wie sich die Kinder mühten. Allerdings war dies eine einmalige Erfahrung, die Menschen sind uns ansonsten immer sehr hilfsbereit begegnet. Am Ende der Mühen wurden wir mit einem ruhigen Platz belohnt. Wir beschließen hier unseren Ruhetag einzulegen. Am nächsten Tag radeln wir zum nahem See. Am heutigen Tag scheinen sehr viele Menschen gerne Boot fahren zu wollen, es bildet sich eine lange Schlange am Bootsanleger. Alle kommen mit Auto samt Boot auf dem Hänger um ein paar Stunden über den See zu fahren und dann alles wieder aufs Auto zu verfrachten. Unglaublich, dass ein Transportmittel schlechthin transportiert werden muss! Wir finden etwas abseits ein schönen Platz. Die Kinder fangen sofort an Flosse zu bauen oder mit Stöcken zu angeln. Wieder am Platz angekommen finden wir unser Zelt umgeben von großen Zweiachswohnwagen samt Hunden. Hier wurde sogar die Kinderrutsche mitgenommen. Drei Wagen gehören zu einer Gruppe und stehen recht nach am Zelt, wir ziehen einfach um, auf der Wiese ist genug Platz. Beim Essen flüchten wir immer wieder ins Zeltinnere vor dem Regen. Unser Reißverschluss vom Zelt schließt danach nicht mehr. Wir müssen die unteren Nähte des Zeltes auftrennen um die Zipps zu tauschen. Das alles muss funktionieren, ansonsten können wir den Eingang nicht mehr schließen. Wir haben ein sehr gutes Zelt von Helsport, welches auch durchdacht konstruiert wurde, am Material wurde allerdings deutlich gespart. Die Zipps gehen gut raus und nach einiger Weile probieren auch wieder rein, wir sind entsprechend erleichtert. Beim schließen der Nähte ruft Amelie auf einmal: „Ein Pferd mit Kutsche!“. Tatsächlich galoppiert nahe dem Zelt ein Pferd samt Sulkie vorbei, leider ohne Fahrer. Das ganze ist sehr gefährlich, wir schauen sofort nach den Kindern, die gerade allein auf dem Platz unterwegs sind. Kurz darauf kommen die ersten Autos die das Pferd suchen, dieses ist aber nach der Runde über den Platz ins Getreidefeld galoppiert. Unsere neuen Nachbarn feiern noch bis spät in die Nacht, nicht übermäßig laut aber gut hörbar.
42. Tag ( 12.07): Olberg – Horten: 71 km – 440 hm / 43. – 44. Tag (13. und 14.07): Regenruhetage
Heute morgen haben wir bereits eine Hütte reserviert. Wir haben heute 70 km und ein Fährüberfahrt durch den Oslo-Fjord vor uns. Auf den Fährplan brauchen wir nicht zu achten, insgesamt 6 Fähren pendeln die 12 km. Die Fahrt an sich ist nicht so schwierig, ein Fahrradweg sollte eigentlich vorhanden sein. In den Ortschaften funktioniert das auch meist. Menschen die Fahrradwege planen sollten grundsätzlich auch Fahrradfahrer sein, dann würden einem das Fahren doch an vielen Stellen leichter fallen. An einer Stelle stehen wir vorm Bauzaun, der Weg endet hier. Wir versuchen die Stelle zu umfahren, als uns das nicht gelingt, öffnen wir kurzerhand den Bauzaun und fahren über den Weg auf der Straße weiter. Mal wieder gibt es zwar bunte Prospekte, ob jemals jemand der diese erstellt hat die Wege auch gefahren ist, bleibt fraglich. Oft müssen wir Unterführungen nutzten, die anschließenden Anstiege kosten Akku. Manchmal nutzen wir bewusst die Straße, da der Radweg deutlich mehr Steigung aufweist, manchmal verpassen wir die Auffahrt zum Weg und müssen dann weiter Straße fahren, da wir nicht mehr wechseln können. Radwegschilder verschwinden an den unpassendsten Stellen und tauchen dann plötzlich wieder auf, wenn klar ist wo es lang geht. Das ist für ein so reiches Land wie Norwegen schon ein wenig peinlich. Das kenne wir aber schon alles und bleiben daher gelassen. Mal wieder fahren wir bei heftigem Gegenwind die letzten Kilometer bis zur Fähre. Die Fährüberfahrt ist dafür um so schöner. Wir sind um sechs am Camping, die Rezeption wollte gerade schließen. Die Hütte hat nur einen Raum und ist recht klein, dafür gibt es einen schönen Strandbereich mit vielen Tischen und Bänken, den wir in den nächsten Tagen sehr oft nutzen. Wir Essen meistens am Strand, spielen in den Regenpausen Volleyball und Frisbee und genießen die Ruhetage.
45. Tag (15. Juli): Horten – Tönsberg: 18 km – 140 hm
Der nächste Platz ist nur 18 km entfernt. Wir folgen weiter dem Radweg Nummer 1 und werden mal wieder enttäuscht, der Weg führt auch durch Waldgebiete und gleicht nach dem Regen eher einer Schlammpiste. Mit Gepäck beladene Räder bleiben da schon mal stecken. Leider ist auch der Platz überfüllt, wir werden trotzdem noch sehr freundlich aufgenommen, da wir nur mit dem Rad unterwegs sind. Wir können für eine Nacht hier bleiben. Sehr viele Menschen machen hier Urlaub, die Besitzerin erzählt uns das sie täglich Gäste wegschicken muss. Die Sanitäreinrichtungen sind viel zu wenig. Zwar ist es sauber, manchmal müssen wir anstehen, um die Toilette nutzen zu können. Wir gehen erst mal zum Strand und machen Picknick. Am öffentlichen Bereich ist nicht viel los und die Kinder können am Wasser spielen.
46. Tag (16. Juli): Tönsberg – Sandefjord: 42 km – 350 hm
Heute morgen haben wir im leeren Zelt gefrühstückt. Die Sachen waren alle schon am Fahrrad, die Innenkabinen abgehangen. Dann fing es an zu regnen. Wir haben entspannt abgewartet und sind erst gegen zwölf bei bewölktem Himmel gestartet. Auf der Fahrt nach Sandefjord hat das Wetter gehalten. Als wir uns gerade ärgern wollten, dass wir eine Abbiegung verfehlt hatten und nun den ganzen Berg wieder hoch mussten, hörten wir hinter uns die Nachfrage wie viele Kinder wir denn haben. Ein Mann kam mit Eis für die Kinder auf uns zu. Sie hatten uns auf unserem Weg bereits mit ihrem Auto überholt und nun standen wir genau vor ihrem Haus. Wir unterhielten uns bei Eis, Kaffee und Wasser auf dem Feldweg eine Weile mit ihm und seiner Frau. Ich bin immer wieder überrascht über die Gastfreundlichkeit und Offenheit der Menschen denen wir begegnet sind. Wir haben zu entscheiden, wie es nun auf der Tour weitergeht. Larvik ist nicht mehr weit entfernt. Fahren wir noch eine Extrarunde in das Telemark (mit nochmal 4.500 hm) oder setzten wir über? Diese Frage beschäftigt uns schon ein paar Tage. Der nächste Zeltplatz ist wieder überfüllt, schon am Eingang begrüßt uns das Schild „Alles voll, auch für Zelte“. Wir fragen trotzdem, da wir mit dem Rad unterwegs sind, werden wir aufgenommen. Wir freuen uns zwar, fühlen uns jedoch eingeengt. Diese Plätze sind nichts für uns, viele Menschen auf wenig Raum. Die meisten verwenden Plaste oder Pappgeschirr, ich kann absolut nicht nachvollziehen, wie bewusst soviel Müll produziert werden kann. Ich hoffe trotzdem sehr, dass Norwegens Natur noch lange so ursprünglich bleiben wird. Der Beschluss, die Tour durch Norwegen hier zu beenden, ist gefallen. Wir bestellen Tickets für die Überfahrt am nächsten Abend. Das alles ging nun ziemlich schnell, eine echte Euphorie die vielen Höhenmeter nun geschafft zu haben stellt sich noch nicht ein. Es war eine tolle, kräftezehrende Tour mit beeindruckender Landschaft. Wir wollen wieder kommen, um mit den Rädern durch das Telemark zu fahren.
47. Tag (17. Juli): Sandefjord – Larvik – Hirtshals (Dänemark)
Heute heißt es Abschied nehmen von Norwegen. Wir haben bis zum Abend Zeit um gut 20 km zu fahren. Wie meist, wenn Zeit ist läuft alles reibungslos. Gegen Mittag sind wir am Hafen und schauen einige Stunden den Kitesurfern zu. Die Kinder applaudieren bei jedem Sprung, was die Surfer sichtlich freut. Um fünf geht es auf die Fähre, zusammen mit den Motorrädern kommen wir als erstes drauf. Die Fährräder werden von uns fixiert. Für uns sind es Menschenmassen die sich zu den Passagierdecks bewegen. Nachdem wir das erste mal angehustet werden entscheiden wir uns die drei Stunden Fahrt draußen aufzuhalten. Es ist nicht allzu windig, drinnen ist es voll, draußen luftig ohne Regen. Es erstaunt mich immer wieder, wie wenig manche Menschen Rücksicht nehmen. Pünktlich kurz nach zehn Uhr legen wir in Dänemark an. Den Kindern ist ein wenig mulmig mit den Rädern im Bauch der Fähre zwischen LKW und Motorrädern auf den Aufbruch zu warten. Alles verläuft reibungslos, der Fahrradweg geht direkt an der Fähre ab, ein Polizist sagt uns freundlich wir sollen doch lieber gleich durch die Schranke direkt auf den Weg fahren, dass sei nicht so gefährlich wie vorne durch die Autoschlange. Keine Passkontrolle, kein Check des Mindestaufenthaltes. Dem Polizisten scheint klar zu sein, dass wir wohl mehr als sechs Tage in Dänemark unterwegs sein werden. Der Camping ist nur einen Kilometer entfernt und erwartungsgemäß stark frequentiert. Ich zahle 550,- DNK, noch den Kurs der NOK im Kopf fand ich das ganz in Ordnung. Als mir bewusst wurde, dass ich gerade rund 75,- € für eine Nacht im Zelt gezahlt habe bin ich einigermaßen entsetzt. Es wird pro Person abgerechnet, schon Babys zahlen, mit zwölf Jahren zählt man als Erwachsener. Auch wenn wir keine schwer abbaubare Chemietoilette entsorgen und keine großen Frischwassertank auffüllen, zahlen wir das gleiche wie Wohnmobil und Co. Leider müssen wir feststellen, dass die meisten Plätze dieses System bevorzugen. Das können wir aber nicht ändern. Zum Abendbrot gibt es heute schnell das letzte norwegische Polarbrot mit Schokolade, wir sind alle müde und fallen kurz nach elf ins Zelt.
Wir sind in Norwegen 30 Etappen mit insgesamt 1.560 km und 11.510 hm gefahren. Die längste Etappe war 85 km lang und hatte die meisten Höhenmeter innerhalb einer Etappe.
Impressionen der letzten Etappe
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