Dänemark in 7 Etappen
48. Tag (18. Juli): Hirtshals – Lökken: 40 km – hm / 49. Tag (19. Juli): Regenruhetag
Wir werden vom den Nachbarn geweckt, es ist erst gegen acht Uhr am Morgen, die Nachbarn räumen ihre Hütten und rufen permanent nach den Kindern. Nun weiß sicher die ganze Zeltwiese, das der Lars dem Opa noch nen Kaffee holen soll. Unsere Kinder scheint das nicht zu interessieren, sie schlafen bis kurz vor zehn. Wir fahren heute gemütlich die erste doch nicht ganz flache Strecke und schauen uns den „Rubjerg Knude“ an. Der Leuchtturm steht auf einer Wanderdüne. Die Düne hat den Turm schon passiert, er hielt Stand. Die Steine der Nebengebäude liegen verteilt im Sand, dafür wird der Turm irgendwann ins Meer stürzen. Wir würden gern eine Hütte mieten, da es morgen Regen geben soll. Der Campingcheck am Morgen zeigte aber das daraus wohl nichts wird. Wir haben dann aber dennoch Glück und bekommen auf einem nicht allzu überlaufenden Platz eine schöne Übernachtungsmöglichkeit. Die Kinder freuen sich, es gibt zwei Spielplätze, einige Tretautos und auch andere Kinder die Deutsch sprechen. Fast sechs Monate lang haben wir mit anderen Menschen Englisch gesprochen und dabei alle viel dazugelernt. Für mich mindert die Verständigung auf Deutsch ein wenig das Gefühl ein echtes Abenteuer zu erleben, zumal mir die meisten einfach deutsch antworten, wenn ich diese englisch anspreche. Das liege an meinem Akzent, bekomme ich auf Nachfrage erklärt.
50. Tag (20. Juli): Lökken – Skörping: 76 km – 350 hm
Wir wussten, dass es in Dänemark windig werden kann. Bei Prognosen bis 60 km/h überlegen wir aber zunächst doch, ob wir wirklich losfahren wollen. Wir entscheiden uns dafür und haben nach nur 10 km eine Reifenpanne an meinem Hänger. Der Rest der Familie fährt gerade etwas vor mir, durch den starken Gegenwind können sie meine Stopp-Rufe nicht hören, leider können sie mich auch nicht mehr sehen. Ich wedele mit den Armen und ruf immer lauter, dabei muss ich mit meiner pinken Windjacke recht komisch wirken. Ein Wohnmobil hat schließlich Mitleid und gibt der nun fast einen Kilometer entfernten Familie die Info weiter. Der Reifen ist dann schnell geflickt, im nächsten Ort kaufen wir noch zwei neue Schläuche. Wir passieren Aalborgund und versuchen uns durch die vielen Baustellen irgendwie einen Weg suchen. Die grobe Richtung immer im Blick, kommen wir am Ende sogar an der richtigen Stelle wieder heraus. Wir wollen dem Ochsenradweg folgen. Das erste Stück führt entlang eines Kanals und ist sehr idyllisch. Weiter geht es durch Wälder auf Schotterwegen, es lässt sich alles noch gut fahren. Im Gegensatz zu Norwegen wird in Dänemark viel angebaut, hauptsächlich Getreide, auch Tierhaltung sehen wir oft. Den Kindern fällt auf, dass an einem die Kälber in engen Plasteboxen vor dem Stall stehen. Wir erklären ihnen, dass die Tiere von den Mutterkühen getrennt werden. Einige Kleinbauern haben Verkaufsstände vor ihren Häusern in denen Gemüse und Honig angeboten werden. Manche Felder sind von Blühstreifen umgeben, wir fahren an Streifen mit tollen Mohnblumen vorbei und genießen den Duft eines Feldes mit Kamille. Der Ochsenradweg verwandelt sich nach und nach in Richtung Single Trail. Der Weg wird schmaler, teilweise müssen wir schieben. Die Akkus der Kinderräder sind leer. Wir hängen um, dass Tandem hat keinen Motor, dafür nun auch einen Hänger. Den angefahrenen Safari-Naturcamp haben wir uns anders vorgestellt. Es gibt aber einen Aufenthaltsraum wo wir in Ruhe Abendbrot essen können, bei dem die Kinder noch einmal über die gesehene Trennung der Kälber von den Mutterkühen reden wollen. Den großen war dies schon bewusst.
51. Tag ( 21. Juli): Skörping – Vammen: 55 km – 250 hm
Wir fahren wieder bei heftigem Gegenwind. Im wesentlichen fahren wir eine optimierte Route des Ochsenradweg. Auch in Dänemark müssen wir einige Höhenmeter überwinden, es geht ständig bergauf und berab. Die Motivation lässt allmählich nach. Wir hatten uns Dänemark eher als flacherer Fahrradfreundliches Land vorgestellt, wohl wissend, dass wir auch hier knapp 4.500 hm überwinden müssen. Am Abend fahren wir einen sehr schönen Camping am See in Vammen an. Er scheint vor allem in Deutschland bekannt zu sein. Hier ist der Name Musikcamping Programm. Am Abend treffen sich die Gäste in der Scheune, in der ein großes offenes Feuer brennt um gemeinsam zu musizieren, auch sonst erklingt überall auf dem Camping Musik und Gesang. Eine tolle Atmosphäre und eine Wohltat für uns, waren doch die anderen Plätze meist teuer und oft ungepflegt.
52. Tag ( 22. Juli): Vannen – Silkeborg: 65 km – hm
Nach selbstgebackenen Sauerteigbrötchen am Morgen machen wir uns auf den Weg nach Silkeborg. Heute kommen wir nicht so richtig in Fahrt, für die ersten 30 km brauchen wir deutlich mehr Zeit als sonst. Wir fahren wieder meist auf dem Radweg 3 und freuen uns über die schönen Wege Beim einer Pause am Supermarkt um unsere Lebensmittelvorräte aufzustocken, machen wir den Fehler und lassen den Motor des Liegendrades ausgehen. Wir wissen nicht genau woran es liegt, dass der Motor dann meist nicht mehr geht. Mittlerweile kennen wir verschiedene Möglichkeiten den Fehler zu beheben. Heute funktioniert alles nicht, der Motor geht nicht wieder an. Sebastian fährt ohne weiter, zum Camping sind es noch einige Kilometer. Am Abend soll es regnen, wir wollen eine Hütte mieten. Das erste mal auf der Fahr dürfen wir nicht alle eine Hütte für 4 Personen mieten. Es wäre genug Platz gewesen. Die Wetterprognose für morgen sagt kein allzu schönes Fahrradwetter vorher, so dass wir eventuell auch zwei Nächte bleiben müssen. Der Platz ist sehr voll und für uns nicht schön. Wir hoffen morgen weiter fahren zu können.
53. Tag ( 23. Juli): Silkeborg – Jelling:km hm / 54. – 56. Tag (24. – 26. Juli) Regenruhetage
Wir wollen weiterfahren. Beim Bezahlen müssen wir noch diskutiere, da der Preis der Hütte angeblich ohne Strom ausgezeichnet war. In der aktuelle Preisliste gibt es keinerlei Hinweis dazu. Das alles passt bei diesem Camping ins allgemeine Bild. Leider funktioniert der Motor noch immer nicht, das ist bisher noch nicht aufgetreten. Es geht trotzdem erstmal weiter. Es geht wieder auf den Ochsenradweg, der auf einem alten Bahndamm entlangführt. Um auf den Damm zu kommen, heißt es mal wieder schieben. Alle gemeinsam packen wieder an, dann geht es den Berg hinauf. Oben erwartet uns Asphalt, der Motor des Liegendrades geht auf einmal auch wieder. Einer entspannten Weiterfahrt steht nichts mehr im Wege. Das ein oder andere mal müssen wir das Tarp spannen. Jelling ist ein alter Wikingerort, die Begrenzung der Siedlung wurde mit Pfeilern nachgestellt. Zum Camping geht es steil kurvig mit 9 % bergab. Ein rücksichtsloser Autofahrer meint trotzdem uns überholen zu müssen. Da er nichts sieht, fährt er zwischen uns und der Gegenspur auf dem ein Auto kommt. Der Fahrer im Gegenverkehr bremst voll ab, der Autofahrer zieht einfach nach rechts auf uns zu. Es wird das erste mal gefährlich, es passiert aber nichts. Wir sind wütend, der Fahrer hat die Kinder extrem gefährdet, nur um zwei Minuten eher am Ziel zu sein. Aufgelöst kommen wir am Camping an. Dieser sieht sehr gepflegt aus, wir können eine Hütte mieten und beschließe die kommenden Regentage hier zu verbringen.
Die nächsten Tage verbringen hauptsächlich auf dem Platz, wir müssen dreimal in eine andere Hütte ziehen, da die vorherige gebucht war. Manchmal kam dann keiner, auch bei der abschließenden Zahlung am Camping lief einiges durcheinander. Automatische Buchungssysteme scheinen doch keine Selbstläufer zu sein. Wir hatten jedenfalls ein paar schöne Tage und konnte mit neuer Kraft in den Beinen die letzte Etappe in Dänemark in Angriff nehmen.
57. Tag ( 27. Juli): Jelling – Harderslev: 67 km – hm
Wir starten zur letzten Etappe in Dänemark. Die Zwillinge sind schon ganz aufgeregt, dass wir bald nach Deutschland fahren werden. Wir fahren durch die Stadt Kolding immer auf Radwegen entlang, die Fahrt durch eine Stadt ist wie immer für uns anstrengend. Nachdem wir Kolding passiert haben geht es wieder ländlich geprägt weiter. Auf dem Liegendrad fahrend bin ich dem Asphalt ziemlich nahe, ich gewinne dadurch manchmal andere Eindrücke. Schon in Norwegen ist mir aufgefallen, wie oft ich tote Tiere auf den Wegen sehe. Auch manch Vogel hat nicht überlebt, ich denke darüber nach, wie der Seitenstreifen wohl auf einer stark befahrenen Straße aussehen mag. Für die kleinen Insekten ist schon der Radweg ein ziemliches Hindernis, leider gelingt es auch uns nicht immer allen auszuweichen. Am Abend bereiten wir unsere morgige Ankunft in Deutschland vor. Die extra nach Norwegen gesandten Masken werden angepasst, die Pässe herausgesucht. Alle freuen sich auf den nächsten Schritt auf unserer Tour.
58. Tag (28. Juli) Harderstev – Jarplund (Deutschland): 61 km – 370 hm / 59. Tag (29. Juli): Ruhetag
Wir starten schon um 10:00 Uhr am Morgen, seid es abends wieder richtig dunkel wird, stellt sich der Tag-Nacht-Rhythmus wieder ein. Dänemark verabschiedet sich mit starkem Wind, der in Böen bis zu 80 km/h vorhergesagt wird, natürlich nicht in Fahrtrichtung. So kämpfen wir uns bei bedecktem Himmel langsam die 50 km bis zur Grenze. Dort angekommen stehen wir erstmal vor einem Verbotsschild für Radfahrer, etwas ratlos schauen wir uns um und entdecken dann erst sehr unscheinbar zwischen Hecken die Durchfahrt des Radweges. Der Weg geht gut 100 m durch ein schmales Waldstück, unser Routenplaner zeigt uns an, dass wir nun in Deutschland sind. Wir glauben es anfangs gar nicht, ohne jegliche Kontrolle einfach so über einen Nebenweg nach Deutschland Einreisen zu können. Wieder einmal will niemand Pässe sehen, es gibt auch keine Info über die Hygienemaßnahmen bezüglich des Corona-Virus. In Dänemark und auch in Norwegen gibt es keine Maskenpflicht, da hätte ich nun schon erwartet, kurz auf diese hingewiesen zu werden. Wir fahren weiter und erkennen an Autokennzeichen und Farben der Verkehrsschilder, dass wir in Deutschland sind. Ich bin etwas enttäuscht, gerade für die Kinder hätte ich mir einen etwas spektakuläreren Grenzübertritt gewünscht. Wir werden die teils sehr überfüllten und teuren Plätze nicht vermissen, vielleicht versuchen wir es mit Dänemark noch einmal, wenn wir die Naturplätze und Schelter nutzen können. Wir radeln noch gut 11 km nach Japland (kurz hinter Flensburg) zum Campingplatz. An die Nutzung des Mundschutzes werden wir uns noch gewöhnen müssen, gerade mit Brille ist das nicht so einfach. Der Platz ist sehr sauber. Ich hätte bei unserem Aufbruch eine Umsetzung der Maskenpflicht nicht für möglich gehalten. Wir fühlen uns durch die konsequente Nutzung auf dem Platz jedoch wohler. Wir merken, dass Deutschland einen anderen Weg geht, muss es ja auch, ist es doch deutlich dichter besiedel als Norwegen. In Dänemark fehlte mir oft das Verständnis, die Menschen begegneten sich, als gäbe es kein Corona-Virus. Wir erlebten Polpartys und Tanzveranstaltungen in geschlossenen Räumen sowie tägliche Kinderanimation. Wir bleiben am nächsten Tag noch auf dem Platz, wieder ist starker Gegenwind vorhergesagt. Der morgige soll deutlich ruhiger werden, Gegenwind hatten wir die letzten Wochen genug.
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